Hanscarl Leuner: Pionier der Halluzinogenforschung und psycholytischen Therapie Von Prof. Dr. Torsten Passie

Zur Biographie

Hanscarl Leuner wurde im Januar 1918 als einziges Kind eines Lederwarenproduzenten in Bautzen geboren. Sein Vater beabsichtigte, ihm die Fabrik zu übergeben, aber nach einer dreijährigen Lehre als Sattler kamen ihm einige Zweifel über die Qualitäten seines Sohnes als Geschäftsmann. Auf der Suche nach seinem Interessengebiet begann Leuner sich für Psychotherapie zu interessieren. Während eines Besuches bei dem berühmten Psychologen Fritz Künkel empfahl dieser, dass er Medizin studieren ("und die Hälfte danach vergessen") und sich an einem psychotherapeutischen Institut ausbilden lassen solle.

Von 1939 bis 1946 studierte er Medizin an den Universitäten Frankfurt/Main und Marburg; unterbrochen durch den Militärdienst im 2. Weltkrieg. Damals studierte er auch die Methode des Autogenen Trainings nach J.H. Schulz und die medizinische Psychologie von Ernst Kretschmer. Von diesen beiden Ansätzen her entwickelte sich sein spezielles Interesse an inneren Imaginationen und sogenannten "katathymen Einflüssen", d.h. den Beziehungen zwischen geistigen Vorstellungsbildern und emotionalen Prozessen. Im Jahre 1946 begann er eine Lehranalyse bei dem jungianischen Psychotherapeuten Prof. Dr. Schmaltz. Dieser humorvolle und sehr menschliche Lehrer förderte Leuners Interesse an der Traumsymbolik und der Kraft der Übertragung in der Psychotherapie.

Seine klinische Ausbildung in Psychiatrie und Neurologie wurde wiederum von zwei Einflüssen bestimmt: Zum einen der Aneignung des subtilen psychopathologischen Ansatzes seines Lehrers Klaus Conrad ("konditionalgenetische und funktionale Psychopathologie"), auf welche er später seine Monographie über die experimentelle Psychose aufbaute und die rätselhafte Ablehnung der meisten seiner psychiatrischen Kollegen gegenüber der Psychotherapie. Letzteres führte ihn zu Versuchen, Prinzipien und Effektivität von Psychotherapie in wissenschaftlicher Weise zu belegen. Nach einer kurzen Phase der Orientierung vertiefte er sein Interesse an Symbolisierungsprozessen in Träumen und Tagträumen. Am Rande der wissenschaftlichen Literatur fand er Hinweise auf die Hervorrufung von Tagträumen in einem konventionellen psychoanalytischen CouchSetting. In der Folge startete er eine Reihe von Experimenten über die Beziehungen von auseinanderhervorgehenden Symbolkonstellationen in der mentalen Imagination und inneren Grundkonflikten der Person. Währenddessen entdeckte er die Effektivität einer Psychotherapie mit geführten Tagträumen. Später versuchte er, diese Prozesse zu unterstützen, in dem er den Patienten standardisierte Ausgangsmotive (z.B. "Berg", "Fluss" oder "Blume") zum Beginn ihre imaginativen Reise vorgab. In den frühen 50er Jahren entwickelte er aufgrund seiner Forschungen eine standardisierte Behandlungstechnik und nannte sie "Katathymes Bilderleben".

Leuners Begabung, äußerst sensibel beobachten und intrapsychische Prozesse subtil beschreiben zu können, befähigte ihn, diese Imaginationen gezielt zur Stimulation emotionaler Katharsis einzusetzen. Dies stand im Kontrast zu den damals meist verbalkognitiv orientierten Psychotherapieverfahren. 

 

LSD-Forschung

Aufgrund seiner Erfahrungen mit geführter Imagination entwickelte Leuner 1955 die Idee, kathartische Prozesse durch die Verwendung geringer Dosen von LSD zu intensivieren, welches damals dafür bekannt war, tagtraumartige Bewusstseinslagen und eine Stimulation des Gefühlslebens hervorzurufen. Über die nächsten fünf Jahre führte er mehr als 1300 Einzelsitzungen mit neurotischen Patienten und normalen Freiwilligen unter Verwendung verschiedener Halluzinogene (LSD, Meskalin, Psilocybin, Atropindirivaten u.a.) durch. Durch die präzise Beobachtung dieser Experimente erlangte er die empirischen Grundlagen für das grundlegende Modell in seiner Monographie "Die experimentelle Psychose" (1962). Leuner nutzte damals den fortgeschrittensten psychopathologischen Ansatz, um eine systematische Theorie über die Reaktion des Menschen auf LSD zu entwickeln. Dies geschah jedoch nicht, weil ihm diese Art von Konzeptualisierung am angemessensten schien, sondern vielmehr, weil es der einzige Weg zu sein schien, die ungewöhnlichen Erfahrungen seiner Versuchspersonen der wissenschaftlichen Welt zur Kenntnis zu bringen. Sein streng wissenschaftliches Modell sollte außerdem demonstrieren, dass diese Erfahrungen eigene Strukturen und Gesetzmäßigkeiten haben, die mit akzeptierten psychopathologischen Theorien konzeptualisiert und durch ausgebildete Ärzte therapeutisch genutzt werden können.

Ein zentrales Konzept in Leuners umfassender Monographie ist das "psychotoxische Basissyndrom", welches die grundlegenden psychopathologischen Merkmale der LSD-Reaktion charakterisiert:

  • Funktionale Regression des psychischen Funktionierens auf frühere autogenetische Stadien.
  • Veränderungen des Bewusstseins vom normalen Wachbewusstsein zum "protopathischen Bewusstsein" (Conrad), welches eine stärkere Beteiligung von Emotionen bei der Determination von Wahrnehmungen und Bewusstseinsinhalten, insbesondere autosymbolischen visuellen Imaginationen, impliziert. (Leuners Studien machten die Ähnlichkeiten von Inhalten und Symbolisierungsprozessen in hypnagogen Zuständen und der kontinuierlich szenischen Verlaufsform bei niedrig dosierten Halluzinogen-Sitzungen wissenschaftlich evident).
  • Verstärkung der inneren Reizproduktion, insbesondere sensorische Alterationen, Synästhesien und eine unspezifische affektive Stimulation.

Eine der hauptsächlichen Entdeckungen, die sich aus Leuners Studien ergab, war die empirische Aufweisung von drei verschiedenen Formen, in denen die Reaktion auf LSD verlaufen kann:

  • die kontinuierlich-szenische Verlaufsform,
  • die stagnierend-fragmentarische Verlaufsform und
  • die extrem psychotische Verlaufsform.

Es ist hier nicht möglich, auf diese Verlaufsformen detailliert einzugehen (für Interessierte sei auf die skizzierende Beschreibung im Text "Psychische Wirkungen von Halluzinogenen" auf dieser Website verwiesen), aber die Bedeutung dieser empirischen Entdeckung liegt darin, dass die Art der Verlaufsform hauptsächlich eine Funktion der Dosis der Substanz ist; vorausgesetzt, das Setting ist sicher. Das heißt, der grundsätzliche Verlauf der Erfahrung kann durch eine individuell angepasste Dosierung genau kontrolliert werden. Dies ist besonders wichtig in der "psycholytischen Therapie", wo es notwendig ist, dem Patienten einen "reflektierenden Ich-Rest" (Leuner) zu erhalten, um ihn zu befähigen, auf die Erfahrung reflektieren und sie kontrollieren zu können. Aus der Sicht der psycholytischen Therapeuten ist nur die kontinuierlich-szenische Verlaufsform brauchbar für eine therapeutische Arbeit und erlaubt den Patienten, ihr Unbewusstes frei zu erkunden; ohne die Gefahr einer (retraumatisierenden) Überstimulation. Genauso unabdingbar für die Heilung ist natürlich eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patienten sowie eine warme Atmosphäre der Behandlungsräume.

Eine weitere Absicht von Leuners Werk war die Beweisführung bezüglich der nahen Beziehungen zwischen den Inhalten der halluzinogeninduzierten Erfahrungen und der Biographie seiner Versuchspersonen. Für diesen Zweck war die Durchführung von Sitzungsserien mit neurotischen Patienten besonders hilfreich und führte zu seiner ersten Publikation über "Psychotherapie in Modellpsychosen" im Jahre 1959. Die Muster des Auftauchens von Erlebnissen aus der persönlichen Geschichte des Patienten schien erstaunlich konsistent. Leuners konzeptualisierte diese regelhaften Zusammenhänge der aufkommenden unbewussten Erinnerungen bzw. Konflikte 1962 als gesteuert durch sogenannte "transphänomenale dynamische Steuerungssysteme" (tdySt). Diese innerpsychischen Systeme konstellieren Komplexe von Erinnerungsmaterial und Emotionen und strukturieren das Auftauchen unbewussten Materials in psycholytischen Sitzungsfolgen. Die Grundidee ist den "psychischen Komplexen" Eugen Bleulers und Sigmund Freuds verwandt. Später dachte auch der berühmte tschechoslowakische LSD-Forscher Stanislav Grof unabhängig von Leuner über "Systeme kondensierter Erfahrungen (COEX-Systeme)" nach, welche Ähnliches zu erklären suchten. Diese offensichtliche Herkunft zusammenhängender Inhalte aus der Biographie der Person unterscheidet die psycholytischen Erlebnissen klar von anderen Typen sogenannter "exogener Psychosen", d.h. Psychosen, welche durch biochemische Veränderung organismischer Funktionen (Vergiftungen, Krankheiten innerer Organe) zustande kommen.

 

Behandlung mit LSD: Psycholytische Therapie

Im Jahre 1960 verlegte Leuner seinen Arbeitsort von der Marburger an die Göttinger Universität und etablierte dort eine Psychotherapieabteilung. Beeindruckt durch die therapeutischen Möglichkeiten der halluzinogenunterstützten Psychotherapie initiierte Leuner 1960 das "Erste europäische Symposion für die Psychotherapie unter LSD 25" an der Göttinger Universität. Erfahrene Kollegen kamen aus Dänemark, den Niederlanden, England, Norwegen, der Tschechoslowakei, Italien und Deutschland. Bei dieser Gelegenheit schlug der führende psycholytische Therapeut aus England, Ronald Sandison, den Namen "Psycholyse" ("Seelenlösung") oder "psycholytische Therapie" für die neue Methode vor, welcher von den Teilnehmern einhellig akzeptiert wurde. Diese Bezeichnung wird heute noch in Europa gebraucht. Das nächste europäische Symposion, betitelt "Halluzinogene Drogen und ihr psychotherapeutischer Gebrauch" wurde von der britischen "Königlichen medizinisch-psychologischen Assoziation" in London 1961 initiiert. Nach diesem Treffen versuchte Leuner die interessierten Psychotherapeuten in der "Europäischen medizinischen Gesellschaft für psycholytische Therapie (EPT)" zusammenzuschließen, welche er im Jahre 1964 begründete. Zu dieser Zeit wurde die psycholytische Therapie in 18 europäischen Behandlungszentren und von vielen ambulanten Psychotherapeuten ausgeübt. Sie erschien damals als eine wissenschaftlich etablierte, effektive und sichere Behandlung mit einer vielversprechenden Zukunft. Insbesondere bei stark gestörten neurotischen Patienten, welche die psycholytischen Therapeuten vorwiegend behandelten, schien die Methode eine gute Effektivität zu besitzen.

Als der nichtmedizinische Gebrauch von Psychedelika im Jahre 1965 einen ersten Höhepunkt erreichte, wurde Leuner vom amerikanischen "National Institute of Mental Health (NIMH)" eingeladen, um die wenigen verbliebenen amerikanischen Forschungsprojekte über Halluzinogene zu begutachten. Unglücklicherweise zogen sich am Ende der 60er Jahre in einem aufkommenden Klima von Drogenhysterie und regierungsamtlicher Unterdrückung legitimer Forschung die meisten Forscher "freiwillig" aus ihrem Interessenfeld zurück, um nicht in die Negativ-Schlagzeilen über den Drogenmissbrauch zu geraten. Vor diesem Hintergrund wurde die EPT nach ihrem fünften Symposium 1971 aufgelöst.

Leuner behielt jedoch seine Lizenz zur psychotherapeutischen und wissenschaftlichen Anwendung von Halluzinogenen bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1986. Seit er 1965 Professor an der Göttinger Universität wurde, beinhaltete seine tägliche Routine die psycholytische Behandlung von Patienten seiner psychotherapeutischen Abteilung. Er konzentrierte sich auf die Behandlung sogenannter "therapieresistenter" chronisch neurotisch erkrankter Patienten und entwickelte die sogenannte "stationäre Intervall-Behandlung". Dabei befindet sich der Patient in ambulanter Psychotherapie und wird nur kurzzeitig für die Durchführung der psycholytischen Sitzungen hospitalisiert. Auf diese Weise können die Patienten langfristig ambulant behandelt und doch während und nach den psycholytischen Sitzungen hinreichend beobachtet werden. Damit können die Kosten für derartige Behandlungen deutlich verringert werden. Ein ähnliches Modell wurde in vielen britischen "Day-Hospitals" während der 60er Jahre praktiziert und dürfte nach den Erfahrungen in der Schweiz während der 90er Jahre die zukünftigen Anwendungen der Psycholyse prägen.

 

Forschung mit Halluzinogenen

Neben therapeutischen Anwendungen führte Leuner auch Grundlagenforschung zu verschiedenen Themen mit normalen Freiwilligen und Patienten durch. Hier ist nicht der Platz, um die Breite seines Forschungsbemühens im Bereich der Halluzinogene zu skizzieren, aber hier ist eine Liste der wesentlichen Projekte:

  • Die Bewusstseinsstörungen bei experimentellen Psychosen
  • Die toxische Ekstase in transkultureller Perspektive
  • Die therapeutischen Mechanismen der psycholytischen Therapie
  • Die orale Regression unter dem Einfluss von Halluzinogenen (Dissertation von Fernandez Cerdeno 1964)
  • Das Mutterleibs- und Geburtsmotiv in der experimentellen Psychose (Dissertation von Schmeling 1965)
  • Internationaler Überblick der Evaluationsstudien zur psycholytischen Therapie (Dissertation von Mascher 1966)
  • Studien zur klinischen Sicherheit und zur Psychopathologie der Psilocybinderivate CZ74 und CEY19 (Dissertation von Baer 1967)
  • Die Verwandtschaft von gering dosierten experimentellen Psychosen und der beginnenden Schizophrenie (Dissertation von Schönfelder 1967)
  • Chromosomenstudien bei Psilocybin-Patienten
  • Probleme des Mißbrauchs von LSD
  • Die Bedeutung der halluzinogenen Erfahrung für die Religionspsychologie (Buch von Josuttis/Leuner 1972)
  • Katamnestische Effektivitätsstudien der psycholytischen Patienten in der Abteilung von Leuner (Dissertation von Mascher 1966 und Dissertation von Schultz-Wittner 1989)
  • Erfahrungsinhalte der analen Phase in der psycholytischen Therapie (Dissertation von Adler 1981)
  • Traumartige Erfahrungen unter der Wirkung des Anästhetikums Ketamin (Dissertation von Bolle 1985)
  • Psychotrope Effekte und therapeutischer Gebrauch des Phenetylamins DMMPEA (LE25) (Dissertationsprojekt von Schlichting 1985).

Die meisten dieser Forschungen wurden in internationalen Journalen sowie in Leuners Monographie "Halluzinogene" (1981) veröffentlicht. Von besonderer Bedeutung für die Zukunft sind wahrscheinlich Leuners sorgfältige Studien über die Effektivität psycholytischer Therapie und die Einführung der kurzwirkenden Substanzen CZ74 (ein Psilocybinderivat) und LE25 (ein Phenethylamin). Beide Substanzen sind einfach in der Anwendung und produzieren nahezu keine Nebenwirkungen. Sie erscheinen somit als ideale Substanzen für zukünftige Anwendungen der psycholytischen Therapie. Leuners Anliegen, MDMA in psychotherapeutischen Studien anzuwenden, wurde 1985 vom deutschen Gesundheitsministerium abgewiesen.

 

Therapie mit Imaginationen und Biofeedback

Neben der Forschung mit Halluzinogenen insbesondere seitdem diese Forschung restriktiv begrenzt wurde war Leuner engagiert in der Propagierung und Etablierung seines Psychotherapiesystems "Katathymes Bilderleben". Er begründete eine zentrale Organisation, entwickelte standardisierte Ausbildungsrichtlinien, hielt eine Reihe von Workshops und publizierte stetig über das Thema. Heutzutage ist dieses Therapiesystem in der deutschen Psychotherapieszene fest etabliert. Seine Bücher über die Methode wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Seit Mitte der 70er Jahre investierte er außerdem viel Energie in die Entwicklung des elektronisch unterstützten Respiratorischen Feedbacks (RFB). Diese Methode und die dazugehörigen Apparate wurden entwickelt, um psychosomatischen Patienten die Erreichung tiefer Entspannungszustände (wie sie z.B. beim Autogenen Training erreicht werden) in einer minimalen Zeitspanne zu ermöglichen. Diese "nichtpharmakologische Medizin" erwies ihre Effektivität bei der Behandlung von Bluthochdruck, neurotischen Ängsten, Schlafstörungen, Schmerzen und Spannungszuständen. In den letzten zehn Jahren führte er noch diverse wissenschaftliche Studien über die Methode durch und schrieb ein Buch darüber. Die "Leunomed" benannten respiratorischen Feedback-Apparate werden heutzutage von etwa 4.000 Ärzten in Europa und den Vereinigten Staaten angewandt.

 

Der späte Leuner

Im Jahre 1985 gründete Leuner, zusammen mit anderen wichtigen Forschern in diesem Feld, das "Europäische Collegium für Bewusstseinsstudien (ECBS)" und fungierte als sein Präsident. Diese internationale Organisation brachte Forscher aus verschiedensten Ländern und Tätigkeitsfeldern zusammen, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen, Kongresse zu organisieren und die Öffentlichkeit zu informieren. Seit seiner Gründung hat das ECBS sieben Symposien über spezifische Themen und drei Kongresse unter dem Titel "Welten des Bewusstseins" veranstaltet. Von 1991 bis 1996 gaben Leuner und der Sekretär des ECBS, Michael Schlichting, das Jahrbuch des ECBS heraus.

Gut über 70 Jahre alt, praktizierte Leuner immer noch seine psycholytische Arbeit, als ich die Gelegenheit hatte, einige Zeit mit ihm zu arbeiten. Es war eine bereichernde Erfahrung, weil er sehr gut wusste, sowohl eine warme und angenehme Atmosphäre in den Behandlungsräumen als auch in seinem Handling der Patienten sicherzustellen. Diese Patienten machten ein breites Spektrum von Charakteren, Berufen und Altersgruppen aus. Die meisten von ihnen litten unter schweren neurotischen Leidenszuständen und konnten kaum mit konventionellen Methoden behandelt werden.

Seine persönliche Erscheinung war die eines "weisen alten Mannes". Dank seines unbeirrbaren Sinnes für Humor und seiner Fähigkeit, individuelle Probleme mit Empathie und Verständnis anzugehen, half er vielen seiner Patienten aus ihrer "negativen Vaterübertragung". Er hatte eine besondere Art entspannter Ernsthaftigkeit, welche den Patienten half, sich durch ihre schwierigen Erfahrungen und Probleme während und nach den psycholytischen Sitzungen hindurchzuarbeiten. Er interagierte mit seinen Patienten in einer jugendlichen und humorvollen Art und organisierte die therapeutische Arbeit mit spielerischer Autorität und Unkonventionalität.

Leuner erlitt im Februar 1996 einen Herzinfarkt. Nach einer kurzen Phase der Besserung entwickelte er andere Gesundheitsprobleme und verstarb nach einer kurzen Hospitalisierung im Juni 1996.

In seinen späten Jahren war der "Großvater der psycholytischen Therapie" immer noch traurig über das Schicksal dieser machtvollen Therapiemethode und hoffte auf eine ernsthaftere öffentliche Bewertung in der Zukunft. Die Zukunft wird zeigen, ob seine Hoffnungen - zum Teil verkörpert im "Europäischen Collegium für Bewusstseinsstudien - erfüllt werden.

 

Veröffentlichungen Leuners und seiner Doktoranden

Das folgende Literaturverzeichnis enthält alle Veröffentlichungen Leuners und seiner Doktoranden zum Thema Halluzinogenforschung bzw. psycholytische Therapie. Als Literatur zum katathymen Bilderleben bzw. dem respiratorischen Feedback wurden nur die einschlägigen Bücher aufgenommen.

  • Literaturverzeichnis

    Adler L (1981): Zur analen Erlebnisthematik in der psycholytischen Therapie. Göttingen: Dissertation 1981

    Baer GA (1967): Über die psychopathologische Wirkung zweier neuer Halluzinogene der Psilocybingruppe. Göttingen: Dissertation 1967

    Barolin GS (Hrsg.): Das respiratorische Feedback nach Leuner. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Bildung 2001

    Bolle R (1985): Traumerleben bei einer subnarkotischen Dosis des Anästhetikums KETANEST. Göttingen: Dissertation 1985

    Fernandez-Cerdeno A (1964): Die Reaktivierung von Erlebnissen aus dem ersten Lebensjahr durch Halluzinogene (Altersregression). Göttingen: Dissertation 1964

    Fernandez-Cerdeno A, Leuner H (1965): Das Erleben der oralen Regression unter Einfluß von Halluzinogenen (LSD-25 und Psilocybin). Zeitschrift für Psychosomatische Medizin 11: 45-54

    Leuner H (1959): Psychotherapie in Modellpsychosen. In: Speer, Ernst (ed.): Kritische Psychotherapie. München: J.F. Lehmanns 1959, S. 94-102

    Leuner H (1960): Über psychopathologische Schlüsselfunktionen in der Modellpsychose. Medicina Experimentalis 2: 227-232

    Leuner H (1962): Die experimentelle Psychose. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer 1962

    Leuner H (1963): Die Psycholytische Therapie: Klinische Psychotherapie mit Hilfe von LSD-25 und verwandten Substanzen. Zeitschrift für Psychotherapie und Medizinische Psychologie 13: 57-64

    Leuner H (1963): Psychotherapy with Hallucinogens: A Clinical Report with Special Reference to the Revival of Emotional Phases of Childhood. In: Crocket, Richard / Sandison, Ronald A. / Walk, Alexander (eds.): Hallucinogenic Drugs and their Psychotherapeutic Use. London: H.K. Lewis 1963, pp. 67-73

    Leuner H (1964): Zur Überlegenheit einer durch Halluzinogene geförderten Psychotherapie (Psycholyse). In: Bradley, P.B. / Flügel, F. / Hoch, P. (eds.): Neuropsychopharmacology. Vol. 3. Amsterdam: Elsevier 1964, pp. 180-183.

    Leuner H (1965): Discussion. In: Bente, D. / Bradley, P.B. (eds.): Neuro-Psychopharmacology. Amsterdam: Elsevier 1965, pp. 136-138

    Leuner H (1966): Psychotherapie mit Hilfe von Halluzinogenen. Arzneimittelforschung 16: 253-255

    Leuner H (1967): Die psycholytische Therapie im Dienste der Rehabilitation. Ergebnisse und Kasuistik. Psychotherapy and Psychosomatics 15: 40

    Leuner H (1967): Las drogas alucinogenas como auxiliares en psicoterapia. Revista del Instituto Nacional de Neurologia 1: 13-20

    Leuner H (1967): Present State of Psycholytic Therapy and its Possibilities. In: Abramson, Harold A. (ed.): The Use of LSD in Psychotherapy and Alcoholism. Indianapolis/New York/Kansas City: Bobbs Merrill 1967, pp. 101-116

    Leuner H (1967): Basic Functions Involved in the Psychotherapeutic Effect of Psychotomimetics. In: Brill H (ed.): Neuro-Psycho-Pharmacology. Amsterdam/New York/London/Milan/Tokyo/Buenos Aires: Excerpta Medica 1967, pp. 445-448

    Leuner H (1968): Ist die Verwendung von LSD-25 für die experimentelle Psychiatrie und in der Psychotherapie heute noch vertretbar? Nervenarzt 39: 356-360

    Leuner H (1971): Halluzinogene in der Psychotherapie. Pharmakopsychiatrie Neuropsychopharmakologie 4: 333-351.

    Leuner H (1971): Zum Nachweis früher Prägungen bei Sexualstörungen. Journal of Neuro-Visceral Relations, Suppl. 10: 370-371

    Leuner H (1972): Ekstase und religiöses Erleben durch Halluzinogene beim modernen Menschen. In: Josuttis M,

    Leuner H (Hrsg.): Religion und die Droge. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer 1972, pp. 38-53

    Leuner H (1972): Therapeutische Aspekte und Resultate. In: Josuttis M, Leuner H (Hrsg.): Religion und die Droge. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer 1972, S. 77-95

    Leuner H (1972): Versuch einer tiefenpsychologischen Interpretation. In: Josuttis M, Leuner H (eds.): Religion und die Droge. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz: Kohlhammer 1972, S. 109-125

    Leuner H (1974): Fratzen und Masken in d. toxischen Halluzinose. Basel: Sandoz 1974

    Leuner H (Hrsg.) (1980): Katathymes Bilderleben. Ergebnisse in Theorie und Praxis.
    Bern/Stuttgart/Wien: Huber 1980

    Leuner H (1981): Halluzinogene. Psychische Grenzzustände in Forschung und Psychotherapie. Bern/Stuttgart/Wien: Huber 1981

    Leuner H (1981): Tiefenpsychologische Aspekte der Drogenerfahrung. In: Völger, Gisela (ed.): Rausch und Realität. Drogen im Kulturgleich. Vol. 1. Köln: Rautenstrauch Museum 1976, pp. 648-655

    Leuner H (1982): Intensivierung der tiefenpsychologischen Psychotherapie durch Medikamente. In: Eicke, Dieter (ed.): Die Psychologie des 20. Jahrhunderts. Vol. 3(2). Zürich: Kindler 1982, pp. 1197-1209

    Leuner H (1983): Psycholytic Therapy. Hallucinogenics as an Aid in Psychodynamically Oriented Psychotherapy. In: Grinspoon, J/Bakalar, JB (eds.): Psychedelic Reflections. New York: Human Sciences Press 1983, pp. 177-192

    Leuner H (1985): Lehrbuch des Katathymen Bilderleben. Bern: Huber 1985

    Leuner H (1987): Die Psycholytische Therapie: Durch Halluzinogene unterstützte tiefenpsychologische Psychotherapie. In: Dittrich A, Scharfetter C (Hrsg.): Ethnopsychotherapie. Stuttgart: Enke 1987, pp. 151-161

    Leuner H (1989): Katathymes Bilderleben, Grundstufe. Stuttgart: Thieme 1989

    Leuner H (1992): Psychedelische Therapie. In: Battegay R, Glatzel J, Pöldinger W, Rauchfleisch U (Hrsg.): Handwörterbuch der Psychiatrie. 2. Aufl. Stuttgart: Enke, pp. 431-433

    Leuner H (1992): Psycholytische Therapie. In: Battegay R, Glatzel J, Pöldinger W, Rauchfleisch U (Hrsg.): Handwörterbuch der Psychiatrie. 2. Aufl. Stuttgart: Enke 1992, pp. 486-489

    Leuner H (1994): Hallucinogens as an Aid in Psychotherapy: Basic Principles and Results. In: Pletscher, A. / Ladewig, D. (eds.): 50 Years of LSD. Current Status and Perspectives of Hallucinogens. New York/London: Parthenon 1994, pp. 175-190

    Leuner H / Baer G (1965): Two New Short-Acting Hallucinogens of the Psilocybin Group. In: Bente D, Bradley, PB (eds.): Neuro-Psychopharmacology Vol. 4. Amsterdam/London/New York: Elsevier 1965, pp. 471-473

    Leuner H, Holfeld H (1962): Ergebnisse und Probleme der Psychotherapie mit Hilfe von LSD-25 und verwandten Substanzen. Psychiatria et Neurologia 143: 379-391

    Leuner H, Holfeld H (1964): Psycholysis - Psychotherapy under the Influence of Hallucinogens. Physicians Panorama 2: 13-16

    Leuner H, Horn G, Klessmann E (1990): Katathymes Bilderleben mit Kindern und Jugendlichen.
    München/Basel: Reinhardt 1990

    Leuner H, Kottje-Birnbacher L, Sachsse U, Wächter M (Hrsg) (1986): Gruppenimagination. Gruppentherapie mit dem Katathymen Bilderleben. Bern: Huber 1986

    Leuner H, Mascher, E, Schulz-Wittner T (1992): Die Effizienz der durch psychoaktive Substanzen gestützten Psychotherapie (Psycholytische Behandlung). Eine orientierende Untersuchung. Jahrbuch des Europäischen Collegiums für Bewußtseinsstudien 1992: 197-218

    Leuner H, Schlichting M (1992): Über den derzeitigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der psychoaktiven Substanzen. In: Rätsch C (ed.): Das Tor zu inneren Räumen. Südergellersen: Bruno Martin 1992, pp. 215-242

    Mascher E (1966): Katamnestische Untersuchungen von Ergebnissen der psycholytischen Therapie. Göttingen: Dissertation 1966

    Passie T (1997): Psycholytic and Psychedelic Therapy Research 1931-1995: A Complete international Bibliography. Hannover:Laurentius 1997

    Schlichting M (1989): Psychotrope Eigenschaften des Phenethylamins DMM-PEA (LE-25). Göttingen 1989: Unveröffentlichtes Maunskript

    Schmeling W. (1963): Das Mutterleibs- und Geburtsmotiv in der experimentellen Psychose. Göttingen: Dissertation 1963.

    Schönfelder H (1965): Über niedrig dosierte experimentelle Psychosen und ihre Beziehungen zur beginnenden Schiziophrenie. Göttingen: Dissertation 1965

    Schultz-Wittner T (1989): Mit psychoaktiven Substanzen unterstützte Psychotherapie bei negativ prognostizierten Patienten. Neue katamnestische Ergebnisse. Göttingen: Dissertation 1989